1996-1997 Studie zu Jungen und Gesundheit
Titel der Studie: Aufklärungsrelevante Gesundheitsprobleme, Sexualaufklärung und Gesundheitsberatung von Jungen
Laufzeit
1996 bis 1997
Projektleitung
Dr. Reinhard Winter
Gunter Neubauer
IRIS FB Jungen und Männer
Lorettoplatz 6
72072 Tübingen
Zielgruppe
Jungen, männliche Jugendliche
Stichprobe
64 Schlüsselpersonen und ExpertInnen
181 Jungen und männliche Jugendliche (9 bis 18 Jahre)
Methode
Gruppeninterviews, leitfadengestützte qualitative Interviews,
Fallstudien
Auszug aus: BZgA (Hrsg.): Sexualaufklärung, Verhütung,
Familienplanung – Forschungs- und Modellprojekte der BzgA. Köln 2000,
S. 42
Kompetent, authentisch und normal?
Ausgangspunkt für die Autoren ist das bestehende Defizit geschlechtsbezogener
Ansätze in der Sexualforschung wie auch in der pädagogischen
Praxis. Es fehlen bisher wichtige Bezugspunkte und Grundlagen für
die Sexualaufklärung und -beratung von Jungen. Mit ihrer Untersuchung
versuchen Winter und Neubauer diese Lücke ein Stück weit zu schließen.
Struktur der Studie
Die Untersuchung setzt sich aus drei miteinander korrespondierenden Teilen
zusammen: einer Literaturrecherche, der Expertlnnen- und Schlüsselpersonenbefragung
und der Jungenstudie.
Ergebnisse
Aufgrund der Ergebnisse der Erwachsenenbefragung stellen Winter und Neubauer
fest, dass die Sicht auf Jungen fast ausschließlich negativ und defizitär
ist. Nicht die Fähigkeiten von Jungen und ihr Bemühen um Authentizität
stehen im Vordergrund der Einschätzungen von Erwachsenen, sondern
Appelle an die Veränderungsmöglichkeiten von Jungen, z. B.die
Forderung nach mehr Aufrichtigkeit, angemessener Selbstdarstellung, einem
bewussteren Selbstbezug usw. Erwachsene betrachten Jungen vorwiegend aus
der Problemperspektive, während die Jungen selbst sich eher als bewältigungsorientiert
erleben. Winter und Neubauer analysieren unter Berücksichtigung gesellschaftlicher
Entwicklungen sachgerecht und ausführlich, wie sich psychologische
Mechanismen – in der Bandbreite von Macht bis Ohnmacht – auf die Erwachsenen-
und die Jungensichtweise auswirken. Sie zeigen auf; welche Folgen sich
daraus für die physische und psychische Entwicklung der Jungen ergeben
und welche sozial- und sexualpädagogischen Ansätze und Vorgehensweisen
sich anbieten, die Perspektiven von Erwachsenen und Jungen miteinander
in Bezug zu bringen.
Perspektiven
Mit der Entwicklung einer neuen Begrifflichkeit, die die Wertigkeit negativ-männlich
besetzter Zuschreibungen neutralisiert, setzen sie Maßstäbe,
wie die Qualität der Auseinandersetzung mit Jungen neu definiert werden
könnte. Ziel ist es, jedem Element traditioneller Männlichkeit
auch einen positiven Gehalt zu geben. Um die Kompetenzen und Stärken
von Jungen wahrzunehmen, ist es nach Auffassung der Autoren erforderlich
von Generalisierungen abzurücken und den Blick zu weiten für
das qualitative Spektrum des Junge- und Mannseins.
Literatur
BZgA (1999): Kompetent, authentisch und normal? Aufklärungsrelevante
Gesundheitsprobleme, Sexualaufklärung und Gesundheitsberatung von
Jungen, in: Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung,
Band 14, Köln, Bestellnummer 13300014
Winter, R., Neubauer, G. (1999): Ich sehe was, was du nicht siehst!,
in: BzgA (Hg.): Wissenschaftliche Grundlagen. Teil 2 – Jugendliche, Forschung
und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung, Band 13.2, Köln,
Bestellnummer 133 001 14
Bezug unter Angabe der Bestellnummer:
BZgA, 51101 Köln,
per Fax 0221/8992-257
per E-Mail:
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