IRIS-Newsletter 2/2006: Praxisentwicklung in interkultureller Perspektive
Soziale Arbeit und Bildung sind auf differenzierte Analysen der Zusammenhänge zwischen Migration und Integration angewiesen. Deshalb hat sich in den Bereichen der Sozial- und Bildungsforschung eine hochdifferenzierte Debatte darüber entwickelt, mit welchen Konzepten angemessen auf die Tatsache reagiert werden kann, dass ein größer Anteil an Kindern und Jugendlichen über einen Migrationshintergrund verfügt.
Parallel zu dieser Ausdifferenzierung auf wissenschaftlicher Ebene begegnet uns in der Diskussion mit PraktikerInnen aus der Arbeit mit Jugendlichen häufig, dass Fachkräfte diese Diskurse zwar zur Kenntnis nehmen, aber es häufig an Ressourcen fehlt, diese in die eigene Praxis zu übersetzen. Vielmehr scheinen die Fachkräfte oft hin- und hergerissen zwischen einer Position der „Farbenblindheit“ und der einer Überbetonung kultureller Unterschiede. Die erste Position, die die Gleichheit aller Jugendlichen betont, läuft Gefahr, Diskriminierungserfahrungen und deren Auswirkungen zu übersehen, die zweite, häufig „interkulturell“ genannte, steht im Verdacht, die Kategorien der Ungleichheit, die sie zu beseitigen trachtet, erst recht durch deren dezidierte Fokussierung aufrechtzuerhalten.
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