Expertise zu informellem Lernen in Europa
Bildungsprozesse in der Jugendarbeit im europäischen Kontext. Expertise zur Konzeption einen Nationalen Bildungsberichtes
Bildungsprozesse in der Jugendarbeit im europäischen Kontext
Expertise zur Konzeption einen Nationalen Bildungsberichtes anhand von Sekundäranalysen, Internet- und Literaturrecherchen
Projektträger: Deutsches Jugendinstitut im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Projektlaufzeit: Juli 2003
Im Kontext der Entwicklung einer Konzeption eines Bundesbildungsberichtes für das Bundesministerium für Bildung und Forschung wurde IRIS im Sommer 2003 über das Deutsche Jugendinstitut (DJI) mit einer Expertise zu Formen der Integration, Anerkennung und Berichterstattung nicht-formeller Bildung im europäischen Kontext beauftragt. Grundlage der Expertise ist ein Modell von Wohlfahrts- bzw. Übergangsregimes, aus dem sich unterschiedliche gesellschaftliche und institutionell verankerte Vorstellungen von Jugend ableiten lassen.
Diese „Jugendregimes“ wiederum haben sowohl Einfluss auf die formellen Bildungssysteme als auch auf Jugendpolitik und Jugendarbeit – und damit Orte nicht-formeller Bildung.
- Im universalistischen Regime der skandinavischen Länder ist das formale Bildungssystem weitgehend egalitär und durchlässig strukturiert. Nicht-formelle Bildung in der Jugendarbeit bezieht sich in erster Linie auf jugendliche Lebensstile. Dennoch werden gegenwärtig Formen einer Anerkennung informell bzw. nicht-formell erworbener Kompetenzen entwickelt.
- Im liberalen, angelsächsischen Regime hat Jugendarbeit in erster Linie einen sozialpolitisch-integrativen Auftrag. Die flexible und modularisierte Struktur des Bildungssystems erlaubt jedoch die Kombination informeller und nicht-formeller mit formaler Bildung.
- Im unterinstitutionalisierten, südeuropäischen Regime ist öffentliche Jugendarbeit nur gering entwickelt. Da jedoch das Bildungssystem seine Funktion der Zuweisung von Chancen nicht mehr erfüllt, sind nicht-formelle Bildungsmöglichkeiten, etwa im Dritten Sektor, zwar nicht formal, aber de facto anerkannt.
- Das erwerbsarbeitszentrierte oder konservative Regime der kontinentalen Länder wie etwa Deutschland ist durch die Dominanz standardisierter Bildungswege geprägt. Daneben verschwindet nicht-formelle Bildung oder ist als kompensatorische Bildung für Benachteiligte stigmatisiert ist.
Die Anerkennung nicht-formeller Bildung hängt also vom Verhältnis des formalen Bildungssystems zu anderen Subsystemen ab. So wichtig diversifizierte und dialogisch strukturierte Verfahren der Kompetenzfeststellung sind, so wenig bedeutet dies jedoch Anerkennung, so lange sich das formale Bildungswesen im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang sein Monopol der Chancenzuweisung erhalten kann oder: Anerkennung nicht-formeller Bildung führt erst dann zu einer Ausweitung von Integrationschancen, wenn sich auch beispielsweise Arbeitgeber nicht mehr ausschließlich an formalen Leistungsnachweisen orientieren.
Der Expertisenband ist zu beziehen beim Deutschen Jugendinstitut.
Die darauf aufbauende Konzeption für einen nationalen Bildungsbericht kann als PDF heruntergeladen werden: Rauschenbach, Thomas u.a.: Non-formale und informelle Bildung im Kindes- und Jugendalter. Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen Bildungsbericht. Reihe: Bildungsreform Band 6. Herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bonn 2004.
Ansprechpartner bei IRIS: Axel Pohl, Andreas Walther